Sternenhimmel September 2011

Neue Geräte ermöglichen bessere Beobachtungsbedingungen

von Reiner Boulnois

Mit dem Monat September beginnt für die Nordhalbkugel der Erde der Herbst. Während allerdings die Meteorologen den 1. des Monats aus statistischen Gründen als Beginn der neuen Jahreszeit betrachten, ist der kalendarische Herbstbeginn dieses Jahr am 23.9. Unser Kalender orientiert sich nämlich an astronomischen Fixpunkten. Wenn an diesem Tag um 11.05 MESZ der Mittelpunkt der Sonnenscheibe auf ihrer scheinbaren Jahresbahn um die Erde (Ekliptik) gerade den gedachten Großkreis, der durch Projektion des Erdäquators an das scheinbare Himmelsgewölbe entsteht, von Norden nach Süden kreuzt, ist die Herbst-Tagundnachtgleiche erreicht. Rein theoretisch gilt dann wie am 21.3. für alle Orte auf der Erdoberfläche, dass die Sonne jeweils 12 Stunden über bzw. unter dem Horizont steht. Achtet man auf die in der OP beim Wetter gegebenen Auf- und Untergangszeiten am 23.9., erkennt man eine Abweichung, die hauptsächlich durch das Vorhandensein unserer dichten Atmosphäre bedingt ist. Im September wie schon im März ist die Veränderung der Tageslänge am stärksten ausgeprägt, nämlich als Abnahme von 4 Minuten pro Tag.

Sternkarte für den Monat September 2011Damit beginnt für die Hobbyastronomen die günstigere Zeit zum Beobachten der Himmelsobjekte außer der Sonne, da die Zeit mit absoluter Dunkelheit sich erheblich ausdehnt. Dazu bietet der September einen Vorteil aufgrund der geringeren Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht. Dadurch bedingt gibt es weniger häufig Luftturbulenzen, und die beobachteten Himmelsobjekte zeigen deshalb ein ruhigeres Bild und damit mehr Details. Dies schafft auch für die Astrofotografie wesentlich günstigere Bedingungen. Allerdings sind Beobachtungen am Morgenhimmel wegen der zunehmenden Nebelbildung, vor allem in den Tallagen, eingeschränkt.

Unser Erdmond zeigt sich zu Monatsbeginn als recht schmale Sichel flach über dem Südwest-Horizont. Bis zum 12.9. nimmt er von Tag zu Tag zu und erreicht außerdem nördlichere Positionen, bis er als Vollmond bei Sonnenuntergang (nahe am Frühlingspunkt im Sternbild Fische) ziemlich exakt am Ostpunkt aufgeht. Mit dem letzten Viertel am 20.9. ist der nördlichste Bereich seiner scheinbaren Bahn erreicht. Die ständig schmaler werdende Sichel findet sich nach Mitternacht steil über dem Osthorizont, bis sie am 26.9. in der aufgehellten Dämmerung nur noch kurz zu sehen ist. Am letzten Tag des Monats kann sie vielleicht am Abendhimmel dicht über dem Südwesthorizont erspäht werden. Von den Planeten stehen Venus und Saturn in der Nähe der Sonne und werden von dieser überstrahlt. Dafür kann der relativ selten für das bloße Auge sichtbare Merkur vier in der ersten Monatshälfte in der Morgendämmerung dicht über dem Osthorizont aufgespürt werden. Am sichersten ist dies bei guter Horizontsicht ohne Dunst noch bis zum 10.9. möglich.

Für Fernglasbesitzer besteht dabei zusätzlich die Möglichkeit, den Vorbeigang von Merkur an Regulus, dem nicht ganz so hellen Hauptstern des Löwen, vom 8. bis 10.9. zu verfolgen. Der rötliche Mars geht nach 2 Uhr tief im Nordosten auf und ist bis zur Morgendämmerung sichtbar. Er bewegt sich in der ersten Monatshälfte südlich an den etwa gleich hellen Zwillings-hauptsternen vorbei und pirscht sich bis Monatsende an den mit bloßem Auge erkennbaren offenen Sternhaufen „Krippe“ im Sternbild Krebs heran. Beim Vergleich der beiden Planeten lassen sich sehr schön ihre scheinbaren unterschiedlichen Geschwindigkeiten vor dem Fixsternhintergrund erkennen. Übrigens beginnt am 13.9. für die Nordhalbkugel des Mars der Frühling; die Achse des Planeten ist fast entgegengesetzt zur Erdachse im Raum orientiert. Jupiter im Sternbild Widder ist das Paradeobjekt unter den Planeten. Leider wird er erst gegen Ende unserer angegebenen Beobachtungszeiten am Freitagabend für Fernrohre zugänglich. Dann sind neben Einzelheiten in der Gashülle des Riesenplaneten die schon im Fernglas sichtbaren vier (von insgesamt 65 Monden, Stand Juni 2011), nach ihrem Entdecker benannten Galileischen Monde zu beobachten. Hingewiesen wird auch auf den Planeten Uranus, der im Sternbild Fische unter günstigsten Sichtbarkeitsbedingungen mit bloßem Auge gesehen werden kann und am 26.9 in Opposition zur Sonne steht.

Obwohl mit dem Sternbild Pegasus schon in Richtung Südosten ein bekanntes Herbststernbild in den Blick gerät, zeigt die Sternkarte doch noch die typischen Sommersternbilder mit dem auffälligen Sommerdreieck im oder nahe dem strukturierten Band der Milchstraße. Sollte es bis zum Horizont klar sein, schaut man in Richtung des Sternbildes Schütze zu deren Zentrum. Dicht über der Horizontlinie lässt sich auch Fomalhaut im Sternbild Südlicher Fisch als ein in unseren Breiten selten sichtbarer heller Stern erblicken. Bei ihm konnte ein Exoplanet auf IR-Aufnahmen „gesehen“ werden.

Bei der Volkssternwarte haben sich einige Änderungen ergeben: Zum einen hat Herr Winfried Kräling, dem vom Vereinsvorstand für 15 Jahre hervorragende Pressearbeit und damit ausgezeichneter Werbung für die Astronomie ganz herzlich gedankt wird, die Funktion als Pressereferent gut vorbereitet an Eckard Kohn weitergegeben. Zum anderen konnten mit eingeworbenen Spendengeldern in beträchtlicher Höhe erheblich verbesserte Beobachtungsgeräte, Zubehör und mediale Ausstattung angeschafft werden. Dabei sind zwei Schwerpunkte besonders erwähnenswert: einmal ein erheblich leistungsfähigeres Sonnenteleskop für Beobachtungen im H-Alpha-Licht. Dabei spielte die Tatsache eine Rolle, dass die Sonne im 24. Aktivitätszyklus im Anstieg zum Maximum 2013 gewisse Besonderheiten, die klimarelevant sein könnten, zeigt und der Verlauf sich mit diesem Gerät gut verfolgen lässt. Außerdem kann Schülern am Tage Beobachtungsmöglichkeit geboten werden. Als zweiter Schwerpunkt ist eine erheblich verbesserte fototechnische Ausstattung erworben worden. Alle an Astronomie Interessierten sollten sich von den Vorteilen bei einem Besuch zu den Beobachtungsterminen persönlich überzeugen.