Attraktive Sommermilchstraße in bester Beobachtungsposition
Wenn sich die Erde am 3. Juli auf ihrer leicht elliptischen Jahresbahn im weitesten Abstand von der Sonne, im sogenannten Aphel befindet, trennen beide Himmelskörper mehr als 152 Millionen km, fast 5 Millionen km mehr als Anfang Januar. Am 20. Juli wechselt die Sonne aus dem Tierkreissternbild Zwillinge in das nachfolgende Tierkreissternbild Krebs und befindet sich kurz nach der Sommersonnenwende noch immer in den nördlichsten Bereichen ihrer Jahresbahn. Im ersten vollständigen Monat des Sommerquartals lässt sich im Monatsverlauf eine geringe Verkürzung der Tageslänge um mehr als eine Dreiviertelstunde feststellen. Danach ist bei uns die Zeit der hellen Nächte vorbei, denn es wird nach Mitternacht in Richtung Norden für zunehmend längere Zeit wieder absolut dunkel werden. Dass auf der nördlichen Hemisphäre der Erde trotzdem Hochsommer herrscht, ist dem großen Einstrahlungswinkel der Sonnenstrahlung im UV, VIS, IR geschuldet. Das Licht benötigt jetzt fast achteinhalb Minuten von der Sonnenoberfläche bis zur Erde. Sonnenflecken, Protuberanzen und andere Erscheinungen im 25. Aktivitätszyklus sind um das derzeit vermutlich bereits überschrittene Sonnenfleckenmaximum sehr zahlreich und auffällig, wie das Auftreten von Polarlichtern auch bei uns zeigt. Zwei Sonnensonden, die ESA-Sonde Solar Probe und die NASA-Parkersonde, sollen die noch vorhandenen Geheimnisse der etwa elfjährigen Aktivitätszyklen des Magnetfelds der Sonne aufdecken helfen. Während erstere die Polregionen der Sonne, die von der Erde aus nicht einsehbar sind, zunehmend untersuchen wird, nähert sich die andere immer wieder der Sonne so stark, dass sie tief in die dünne, aber mehrere Millionen Kelvin heiße Korona, der äußersten Sonnenregion, kurzzeitig eindringt.
Unser Erdtrabant zeigt sich uns am Monatsanfang als zunehmender Halbmond und lässt uns am 10. Juli eine weitere kurze Vollmondnacht erleben. Am Morgen des 16. Juli ist vor der Morgendämmerung ein naher Vorübergang des abnehmenden Mondes am Ringplaneten Saturn zu verfolgen. Wenn am Morgen des 22. Juli die Mondsichel nordöstlich von der strahlenden Venus steht, erweitert der noch unauffällige, weil horizontnah stehende Jupiter das Duo zum Trio. Dazu gesellen sich der rötliche Stern Aldebaran im Sternbild Stier sowie der gelbliche Stern Capella im Sternbild Fuhrmann. Am folgenden Morgen bietet die sehr schmale abnehmende Mondsichel ihre letzte Morgensichtbarkeit. Sie steht dann nördlich vom erstmals wieder in der Morgendämmerung auftauchenden Jupiter über dem nordöstlichen Horizont. Nach Neumond am 24. Juli bietet die jetzt schmale zunehmende Mondsichel zwei Abende später ihre erste Abendsichtbarkeit. Am 28. Juli passiert dann die dickere Mondsichel südlich den Planeten Mars, der vielleicht nur noch mit Fernglas wahrgenommen werden kann.
Der wegen seiner Nähe zur Sonne nur selten sichtbare Merkur kann, letztmals in diesem Jahr, horizontnah am Abendhimmel bis zum 4. Juli gegen 23 Uhr im Fernglas erspäht werden. Am Morgenhimmel baut die strahlende Venus im Tierkreissternbild Stier ihre Sichtbarkeit weiter aus und durchläuft am 11. Juli das „Goldene Tor der Ekliptik“ zwischen den beiden offenen Sternhaufen der Plejaden und der Hyaden in diesem Sternbild. Am 4. Juli überholt sie südlich in 2° Abstand den Planeten Uranus, der nur im Fernglas oder Teleskop sichtbar ist und an seiner grünlichen Färbung erkannt werden kann. Unser äußerer Nachbarplanet Mars entfernt sich von unserer Erde, was sich in einer drastisch abnehmenden Sichtbarkeitsdauer in der Abenddämmerung zeigt. Der Riesenplanet Jupiter lässt sich ab Monatsmitte in der Morgendämmerung allmählich wieder beobachten. Der Ringplanet Saturn leitet mit Beginn der Rückläufigkeit seine Oppositionsperiode ein und ist daher in den kommenden Monaten ein wunderschönes Beobachtungsobjekt. Im Teleskop kann man bei guter Horizontsicht das eindrucksvolle, allerdings nur gering geöffnete Ringsystem mit der daher nur unauffälligen Cassinischen Teilung bewundern. Deswegen lässt sich der Umlauf des hellsten Saturnmonds Titan um seinen Planeten gut verfolgen.
Während am Osthimmel die ersten Herbststernbilder mit dem Pegasusviereck aufziehen, steht das Sommerdreieck mit den hellen Sternen Wega, Atair und Deneb in und nahe der Sommermilchstraße in bester Beobachtungsposition in Richtung Süden. Von den blau erscheinenden Sternen, deren Oberflächentemperaturen um die 10000°C betragen, ist Atair knapp 17 und Wega 25 Lichtjahre von uns entfernt. Dagegen ist der scheinbar lichtschwächere Deneb, ein blauer Überriesenstern mit etwa 2.000 Lichtjahren Abstand, absolut 10.000fach heller. Diese Sterne sind in das bei ausreichender Dunkelheit auffällige Band der Sommermilchstraße mit seinen zahlreichen hellen Sternwolken und den lichtabsorbierenden, staubreichen Dunkelwolken, das sich vom Zenit bis zum Südhorizont erstreckt, eingebettet. Die Dunkelwolken können, wenn ein Druck von außen durch die Auswirkungen von Supernova-Explosionen nahestehender massereicher Sterne erfolgt, durch Zusammenballung von Gas und Staub zu riesigen Sternentstehungsregionen werden. Es lohnt, mit bloßen Augen, Ferngläsern oder Teleskopen in diesen Regionen in Ruhe „Spazierenzusehen“. Bei klarer Horizontsicht lassen sich die beiden Tierkreissternbilder Skorpion mit dem hellen roten Überriesenstern Antares, der in astronomisch kurzer Zeit als Supernova enden wird, und seinen auffälligen „Scheren“ sowie der Schütze mit dem Zentrum des Milchstraßensystems erkennen. In der Himmelsregion darüber dehnen sich das „13. Tierkreissternbild“ Schlangenträger und das zweigeteilte Sternbild Schlange mit Kopf- und Schwanzteil aus.